Ein Beispiel 

Die Geschichte von Frau N.

Frau N. ist 29 Jahre alt und stammt aus Westafrika. Sie lebt z.Zt. in einer Gemeinschaftsunterkunft und wartet auf die Entscheidung über ihren Asylantrag. Sie wurde von der Sozialarbeiterin des Wohnheims bei uns angemeldet, weil es ihr psychisch so schlecht gehe.

In ihrem Heimatland war die Schwester von Frau N. an Aids gestorben. Der Familienrat hatte beschlossen, dass Frau N. nun den Schwager heiraten sollte. Als sie sich weigerte (u.a. aus Angst, selbst mit Aids angesteckt zu werden), wurde sie zunächst schwer verprügelt, und als sie fliehen wollte, wurde sie von den Verwandten verfolgt und beschossen, sodass sie schwere Verletzungen davontrug und noch heute gehbehindert ist. Ohne Lebensgrundlage in ihrem Land und aus Angst vor weiterer Verfolgung durch die Verwandten floh sie nach Deutschland.

In einem ausführlichen Gespräch mit Hilfe einer Dolmetscherin stellten wir fest, dass Frau N. - neben den körperlichen Folgeschäden - an einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung leidet.

Wir besprachen diese Diagnose mit ihr und gaben Informationen dazu. Mit Einverständnis von Frau N. schlugen wir der Hausärztin die Verordnung eines schlaffördernden Antidepressivums vor. Außerdem verfassten wir ein ärztliches Attest zur Vorlage bei den Behörden, um den Asylantrag von Frau N. zu unterstützen. Schließlich vermittelten wir Frau N. einen Therapieplatz bei einer Psychiaterin/Psychotherapeutin, die die Amtssprache des Heimatlandes von Frau N. beherrscht und in regelmäßigen Abständen Gespräche zur Unterstützung und Stabilisierung mit ihr führen wird.

Nach 3 Gesprächen verabschiedeten wir uns von Frau N., die nun bereits etwas entlastet und hoffnungsvoller erschien.

Weitere Einblicke in unsere Arbeit in der Sprechstunde geben die Jahresbriefe (unter TEXTE).